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Unsicherheit und Angst praxisnah begegnen

„Luminate- Fest" rückt angstauslösende und gefährdende Orte aus Sicht der Kinder und Jugendlichen ins Licht.

Sicherheit ist ein sehr individuelles Bedürfnis. Jeder Mensch fühlt sich an anderen Orten sicher oder eben gerade nicht. Es sind immer sehr individuelle Umstände, welche ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Dass wissen auch die Päd. Fachkräfte der Jugendhilfe, der Ev. Stiftung Ludwig-Steil-Hof, welche mit differenzierten und vielfältigen Angeboten eben genau dieses Sicherheitsgefühl individuell stärken wollen. Persönliche Grenzen finden dabei ebenso Berücksichtigung wie die Individualität jedes Einzelnen.

„Uns ist es wichtig und auch selbstverständlich, dass wir bei unserer Arbeit die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen sorgsam im Blick haben und dabei unser eigenes Tun und Handeln für sie immer nachvollziehbar ist“, so Bereichsleitung Michaela Wetter. „Dort wo es etwas zu verändern gibt, soll es auch offen zur Sprache gebracht werden“, ergänzt sie. Ein umfassendes und vielschichtiges Schutzkonzept trägt die Grundsätze des Bereiches, welcher unter anderem in Espelkamp, Lübbecke, Rödinghausen und weiteren Orten im Altkreis präsent und aktiv ist.

Um die Konzeptarbeit gerade im Hinblick auf den Schutz vor Gewalt praxisorientiert und zielgerichtet voranzutreiben, hat sich der Bereich einmal ganz bewusst mit den Augen der Kinder und Jugendlichen der Frage genähert, was überhaupt unter unsicheren Orten im Alltag zu verstehen ist. Dinge, welche Erwachsene als sicher oder zumindest als ungefährlich bewerten, können bei Jüngeren große Angst machen oder Unsicherheiten auslösen.

Entstanden sind in Gruppenarbeit kreative Plakate oder andere Formen der Präsentation, welche kürzlich im Rahmen eines Festes im Saal des Ernst-Wilm-Haus auf dem Kerngelände vorgestellt wurden. Das sogenannte „Luminate- Fest“ lockte durch den hellen Flammenschein und den Geruch von frischem Stockbrot zahlreiche Päd. Fachkräfte und Schutzbefohlene des Bereiches an. „Luminate“ stammt aus dem rumänischen Sprachgebrauch und bedeutet hell.

Im Saal selbst war unter anderem zu lesen, dass das Einkuscheln auf dem Sofa ebenso Sicherheit geben kann, wie starke Tiere, welche einem zum Beispiel im Tierpark begegnen. Auch generell die Orte, an denen man sich Zuhause fühlt, lassen Angst schnell vergehen. Eine starke Person an der Seite könne ebenfalls Sicherheit vermitteln.

Angst hingegen kann ausgelöst werden, wenn man nachts im Dunkeln alleine ist oder ein Waldspaziergang in der Einsamkeit unternimmt; oder wenn die Waschmaschine oder der Trockner rumpelt oder Fremde Kontakt suchen. Unsicherheit kann, so sagt es eine andere Gruppe, auch entstehen, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner der Psychosozialen Rehabilitation des Ludwig-Steil-Hofs, aus Sicht der Kinder „komisch“ reden. Kurioser Weise könne aber auch  eine Toilettenspülung, welche scheinbar von Geisterhand läuft, Angst auslösen.

Einige Gruppen fanden andere Beispiele für unsichere Orte. Im Rahmen der beeindruckenden Projektarbeit wurde auch gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen nach Lösungen für all die aufgezeigten Schwierigkeiten gesucht. Die aktive Beteiligung der Kinder und Jugendlichen auf Augenhöhe empfanden dabei alle als besonders wertvoll. „Diese gesammelten Erkenntnisse sind sehr wichtig für unsere weitere Arbeit, im Hinblick auf den Gewaltschutz in der Kinder- und Jugendhilfe.  Dieses Fest heute ist eine tolle und lebhafte Abrundung eines wesentlichen Bausteines. Und Weitere werden folgen“, machte Christiane Bernard vom Fachdienst der Jugendhilfe deutlich.

Zum Bild:

Christiane Bernard (links) ist Mitarbeiterin des Pädagogische Therapeutischen Fachdienstes der Jugendhilfe.  Neben ihr stehen Silvia Klejdzinski-Döding (Mitte) von der Wohngruppe „Ausblick“ und Bereichsleiterin Michaela Wetter.  Das Haus vorne hat Wohngruppe „Ausblick“ gebastelt.

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