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Hilfsangebote systemisch und dennoch individuell denken

Eine umfangreiche Fortbildung zur systemischen Beratung in der Kinder- und Jugendhilfe wurde zum zweiten Mal erfolgreich durchlaufen.

 

Zu den verschiedenen Angeboten der Ev. Stiftung-Ludwig-Steil-Hof gehört auch die Jugendhilfe. Vielfältige und differenzierte Angebote sollen den Kindern und Jugendlichen Hilfe zukommen lassen, wo sie individuell gerade im Leben stehen.

„Dabei gehen wir immer von der Annahme des „Guten Grundes“ aus“ macht Michaela Wetter deutlich. Sie ist eine der beiden Bereichsleiterinnen. Dahinter steckt die Überzeugung, dass es immer gute Gründe für das Verhalten und die Entwicklung der Familie und ihrer Mitglieder gibt. „Wir möchten Erklärungen finden und keine Entschuldigungen“, erklärt Michaela Wetter weiter.

Sodann gilt es mit den Eltern in einer Erziehungspatenschaft auf Augenhöhe zu kommen und die Kompetenzen und Fähigkeiten innerhalb der Familie zu stärken. So können Alternativen zu den bisherigen Handlungsmustern entwickelt werden. Um das bestmöglich tun zu können ist die systemische Herangehensweise im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe übliche Praxis. „Regelmäßige Fortbildungen sind bei uns dabei ganz selbstverständlich. Wir möchten deshalb fortlaufend alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der systemischen Beratung in der Kinder- und Jugendhilfe ausbilden und damit unsere Qualität steigern“, erklärt Mechtild Schnieder. Sie ist ebenfalls Bereichsleiterin in der Jugendhilfe. Die Fortbildung erstreckt sich dabei über ein Jahr und hat insgesamt 150 Unterrichtsstunden. Kürzlich haben nun einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erneut die Fortbildung erfolgreich absolviert und ihr Zertifikat erhalten.

Innerhalb der Fortbildung wird dabei auch umfangreiches theoretisches Wissen vermittelt und mit der Praxis verknüpft. So werden zunächst systemtherapeutische Modelle beleuchtet und die Besonderheiten einer systemisch orientierten Haltung beleuchtet. Wenig später geht es dann darum mithilfe von Genogrammen komplexe Familienstrukturen übersichtlich darzustellen. Sodann gilt es Hypothesen über mögliche Problemstellungen zu bilden und diese dann durch gezielte Fragen zu konkretisieren. Familienaufstellungen ermöglichen dann das individuelle Familiensystem genauer zu verstehen und daraus individuelle Lösungsansätze abzuleiten. Dabei wird auch das besondere System der Jugendhilfe in den Blick genommen.

Spricht man mit den bisherigen Absolventinnen und Absolventen des mittlerweile zweiten Durchgangs der Fortbildung und beleuchtet den individuellen Nutzen für die tägliche Arbeit, so sind die Rückmeldungen durchweg positiv. „Spannend war insbesondere die Wechselwirkung innerhalb eines Familiensystems zu beleuchten und zu erkennen, dass jede und jeder Experte für sein individuelles Problem ist“, sagt eine der Absolventinnen. „Es ist dabei gar nicht so wichtig die ganze Biographie unserer Kinder und Jugendlichen zu kennen, sondern den Fokus auf das hier und jetzt zu legen. Man braucht nicht immer sofort eine Lösung, sondern muss zunächst verstehen. Der Perspektivwechsel ist dabei wichtig und hilfreich“, ergänzt eine Kollegin. Alle sind sich einig, dass die Fortbildung auch dazu beiträgt den Teamgedanken zu untermauern und den persönlichen Blick zu erweitern. Das Gelernte konnte schnell im Arbeitsalltag übergreifend erprobt werden. „Unsere Mitarbeitenden arbeiten in verschiedenen Teams und an verschiedenen Orten und wachsen durch eine solche Fortbildung fast schon nebenbei zusammen. Das ist ein toller Effekt“, betont Mechtild Schnieder und freut sich nun mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf mindestens einen dritten und weiteren Durchlauf der Fortbildung.

Zum Bild:

Über eine erfolgreich abgeschlossene Fortbildung freuen sich von links nach rechts: Anna Camero, Jessica Smith, Kim Brackmann, Katrin Gräpel, Larissa Möhring, Annika Hafner und Bettina Kruse.

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